„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen…“ – Nachrichten und Impulse zum Jahreswechsel

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen…“
– Nachrichten und Impulse zum Jahreswechsel –

  • Geschehnissen in Kirche und Welt in 2023
  • Jahresrückblick 2023 des Pfarrgemeinderates St.Nikolaus
  • Silvestergedanken
  • Gedanken an Neujahr

Geschehnisse in Kirche und Welt in 2023
(Zusammengestellt von Monika Fass) 

Januar:

– Das Bürgergeld löst das Arbeitslosengeld „Hartz IV“ ab.
– Der verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in den Grotten des Petersdoms beigesetzt.
– Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht erklärt ihren Rücktritt. Nachfolger wird der bisherige niedersächsische Innenminister Boris Pistorius.
– In der neuen israelischen Regierungskoalition sieht der lateinische Patriarch von Jerusalem eine Gefahr für das Zusammenleben in Israel/Palästina.
– Zu den Verstorbenen des Monats zählen die Ski-Legende Rosi Mittermaier und die Schauspielerin Gina Lollobrigida 

Februar: 

– Anfang des Monats sterben bei zwei schweren Erdbeben in der Türkei sowie im Norden Syriens mehr als 60.000 Menschen und mehr als 110.000 werden verletzt.
– Ab Ende Januar verbrennen bei Waldbränden in Chile in kurzer Zeit mehr als 300.000 Hektar Wald. 

März: 

– In Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) wird Anfang des Monats ein Interreligiöses Zentrum für Juden, Christen und Muslime eröffnet.
– Die diesjährigen Waldbrände in Kanada sind die verheerendsten in der Geschichte des Landes. Von März bis Mai brennt es auf mehr als 15 Millionen Hektar. 

– Mit der fünften Synodalversammlung in Frankfurt/Main kommt das Reformprojekt des Synodalen Weges der kath. Kirche in Deutschland mit weiteren Beschlüssen zu einem vorläufigen Abschluss. – Bei einem Amoklauf in einem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas in Hamburg erschießt ein 35- Jähriger sieben Menschen und anschließend sich selbst. 

– Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zieht als erster Bischof die Konsequenz aus seinem Fehlverhalten beim Umgang mit Missbrauchstätern bzw. seinem mangelnden Einfühlungsvermögen in die Perspektive der Betroffenen. Der Papst nimmt sein Rücktrittsgesuch an.
– Der deutsche Film „Im Westen nichts Neues“ bekommt vier Oscars, darunter als Bester Internationaler Film. 

April: 

– Finnland wird als 31. Mitglied in die NATO aufgenommen.
– Nach drei Jahren Corona-Pandemie enden die letzten bundesweit geltenden Schutzmaßnahmen.
– Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland werden am 15. April abgeschaltet – im Emsland, in Bayern und Baden-Württemberg.
– In diesem Monat versterben: der niederländische Theologe und Dichter Huub Oosterhuis
„Mr. Sportschau“ Ernst Huberty und der Sänger Harry Belafonte 

Mai: 

– König Charles III. und Königin Camilla werden in der Westminster Abbey gekrönt.
– Münchner Missbrauchsbetroffene pilgern mit dem Rad nach Rom und sprechen mit dem Papst über Probleme bei der Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche.
– Die Rocklegende Tina Turner stirbt im Alter von 83 Jahren. 

Juni: 

– Bei einem Eisenbahnunglück in Indien sterben mindestens 288 Menschen.
– Mit ihrem Appell „Wir sind bereit“ fordern katholische Kirchenvertreter von Bund und Ländern mehr Klimaschutz.
– Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg steht unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“.
– Im Kontext des Ukrainekriegs versucht die Gruppe Wagner auf Befehl von Jewgeni Prigoschin einen Aufstand in Russland.
– Die Kirchenstatistik 2022 der DBK dokumentiert mehr als eine halbe Million Kirchenaustritte.
– Der italienische Politiker Silvio Berlusconi verstirbt. 

Juli:

– Auf der griechischen Ferieninsel Rhodos wüten Waldbrände. Tausende Urlauber werden in Sicherheit gebracht.
– Beim Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg verspricht Putin sechs afrikanischen Staaten kostenlose Getreidelieferungen, nachdem er das Getreideabkommen mit der Ukraine Mitte Juli aufgekündigt hatte.

– Ende des Monats kommt es überraschend zu einem Treffen zwischen deutschen Bischöfen und Vertretern des Vatikans, um über Fragen des Synodalen Wegs zu sprechen.
– Der Schriftsteller Martin Walser zählt zu den Verstorbenen des Monats.

August: 

– Sintflutartige Regenfälle führen zu Beginn des Monats in Österreich, Slowenien und Kroatien zu Überschwemmungen und ziehen eine Schneise der Verwüstung durch diese Länder.
– In Lissabon findet der 37. Weltjugendtag statt. Rund 1,5 Millionen Jugendliche feiern mit Papst Franziskus den Abschlussgottesdienst. Angesichts von Kriegen und Konflikten sowie dem dadurch ausgelösten Leid und der Migration übt er Kritik an Europa, das es an Anstrengungen zur Lösung der Probleme der Welt mangeln lasse. 

September: 

– Franziskus besucht auf seiner 43. apostolischen Reise als erster Papst die Mongolei.
– Beim schweren Erdbeben in Marokko (Atlas-Gebirge) kommen mehr als 2900 Menschen ums Leben.
– Der G20-Gipfel findet erstmalig in Indien statt.
– Nach der Militäroffensive von Aserbaidschan gegen Bergkarabach im Südkaukasus verlassen die 120.000 armenischen Bewohner ihre Heimat und flüchten nach Armenien. 

Oktober: 

– Papst Franziskus stellt sein Apostolisches Schreiben „Laudate Deum„ über die Klimakrise vor, in dem er Antworten auf die Klimakrise verlangt.
– Anfang des Monats beginnt im Vatikan die erste Sitzung der Weltsynode zum Thema „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“. Stimmberechtigt sind neben 240 Bischöfen auch 80 andere Mitglieder (je 40 Frauen und Männer). Auch Sr. Birgit Weiler nimmt an diesem Treffen teil. 

– Die Terrororganisation Hamas überfällt vom Gazastreifen aus Israel und richtet unter Zivilisten Massaker an. Mehr als 1.200 Menschen kommen ums Leben. Mehr als 240 Menschen verschleppt die Hamas in den Gazastreifen. — Israel reagiert mit Gegenangriffen, die Hamas feuert weiter Raketen auf Ziele in Israel. Auf beiden Seiten sind Tausende Tote zu beklagen. – 2,4 Millionen Einwohner fliehen in den Süden des Küstenstreifens und sind auf Hilfslieferungen von außen angewiesen. 

– Erneute Erdbeben fordern in Afghanistan mehr als 2000 Todesopfer.
– Ende des Monats beschließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Synode in Rom das Schlussdokument, in dem u. a. der „dringende Bedarf“ festgestellt wird, dass „Frauen verantwortungsvolle Aufgaben in der Seelsorge und im Dienst übernehmen“.
-Christian Kopp wird als Nachfolger von Heinrich Bedford-Strohm in sein Amt als bayerischer Landesbischof eingeführt.
– Der Schauspieler Elmar Wepper verstirbt. 

November: 

– In Essen findet die konstituierende Sitzung des vom Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland beschlossenen Synodalen Ausschusses statt. – In diesem Ausschuss beraten Bischöfe sowie Getaufte gemeinsam. In seiner ersten Sitzung werden Satzung und Geschäftsordnung beschlossen, um bis März 2026 den Synodalen Rat vorzubereiten. 

– Schweden wird in die NATO aufgenommen.
– Ende des Monats tritt eine mehrtägige Feuerpause in Kraft und ein Deal zum Austausch von Hamas-Geiseln gegen in Israel inhaftierte Palästinenser.
– Eiskunstlauftrainerin Jutta Müller und der frühere Außenminister der USA und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger versterben. 

Dezember: 

– Papst Franziskus ernennt Udo Markus Bentz zum neuen Erzbischof von Paderborn sowie Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg.
– Der diesjährige Friedensnobelpreis wird in Oslo der iranischen Frauenrechtlerin Narges Mohammadi verliehen, die zurzeit im Iran inhaftiert ist. 

– Die Möglichkeit einer persönlichen Segnung für Paare in „irregulären Situationen“ und für homosexuelle Paare eröffnet die von Papst Franziskus gutgeheißene Erklärung „Fiducia Supplicans“ und findet größtenteils positive Resonanz.
– Bei einem Amoklauf an der Prager Universität sterben 15 Menschen, 25 werden zum Teil schwer verletzt. 

– Ende Dezember bis Neujahr findet in Ljubljana/Slowenien das 46. Europäische Jugendtreffen der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé statt.
– Die Hochwasserlage in Norddeutschland bleibt sehr angespannt.
– Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble stirbt mit 81 Jahren 

Jahresrückblick 2023 des Pfarrgemeinderates St. Nikolaus
(Für den PGR, Annegret Langenhorst, Vorsitzende) 

Liebe Christinnen und Christen in St. Nikolaus, 

neben dem prächtigen Christbaum dieses Weihnachtsfestes halten wir Rückblick. Bäume, Holz, Stämme haben uns durch den Advent und bis zur Krippe begleitet. Nun stehen wir am letzten Tag des Kalenderjahres und schauen auf den Jahresring, den das Jahr 2023 gebildet hat. 

Der Baum unseres Glaubens konnte gut wachsen, denn hier kannst du dich nähren in lebendiger Gemeinschaft. Gleich zu Jahresbeginn sprechen die Sternsinger dir den Segen zu, schon halten sie sich für die Aktion 2024 bereit. Du kannst dich nähren an guten Gottesdiensten, an freundlichen Worten vorher und nachher. Du kannst in wachsenden Jahresringen die kirchlichen Hochfeste mit feiern, stark und intensiv. 

Du kannst seelsorgliche Gespräche finden, wenn du Zeiten der Dürre und der Krisen durchmachst, Beichtgespräche, Bibelrunden, Glaubensgespräche. Du kannst Stille finden im Gebet hier im Gotteshaus, aber auch Gemeinschaft erleben bei unseren Treffen, bei gastfreundschaftlichen Brunchsonntagen und Ausflügen. — Du kannst eintauchen in Musik bei tollen Konzerten wie dem Dreikönigskonzert, du kannst aber auch selbst aktiv mitmachen, von den Kleinen im Kinderchor bei Moni Fass bis zu den Erwachsenen z.B. im neu aufgeblühten Projektchor. Du gibst der Gemeinschaft dein Gesicht, dein Lächeln, deine Erfahrung. 

Titelbild vom Erntedankbrief

„Sie wollen bestimmt Geld?“, fragte mich ein älterer Herr, als ich ihm unseren ökumenischen Erntedankbrief vorbei brachte. „Nein, wollen wir nicht!“ Wir wollen einfach ein Ort sein, an dem sich’s spüren lässt: Wir Christen teilen das Geschenk von Glaube, Hoffnung und Liebe. Gratis ist uns das Leben geschenkt, gratis teilen wir aus der Quelle aus, an der unser Lebensbaum wurzelt. — Ich freu mich über all die Menschen, die hierher kommen und aufatmen. Ein buntes, internationales Völkchen. Manche bleiben nur für eine Weile und ziehen weiter auf der Lebensreise. Ich denke an Alan, der sich für den Glauben interessiert hat und hier eine Oase gefunden hat, inzwischen weiter gezogen ist. Ich denke an die Energie der vielen Kindergarten- und Schulkinder. St. Nikolaus ist ein Ort, an dem sie neue Erfahrungen machen dürfen, einmal keine Reizüberflutung, auch mal Stille aushalten: Gottesdienste, Erstkommunion und Firmung stärken sie beim Wachsen in das Leben hinein. Ich denke an die Ehejubilare, die hier im September dankbar den Segen empfangen haben nach einer langen gemeinsamen Lebensgeschichte… 

Dass der Baum St. Nikolaus auch in diesem Jahr nicht von den Stürmen, den meteorologischen und den gesellschaftlichen, um gepustet worden ist, verdankt er all den haupt- und ehrenamtlichen Förster/innen und Gärtner/innen, die ihn hegen und pflegen. Denen vor uns, die den Grundstein gelegt haben vor 60 Jahren für die Kirche St. Nikolaus und den Glauben gesät haben. Den Seelsorgern und Seelsorgern, die pflanzen und düngen und ackern.
Pfarrer Alfons Hutter, Wendelsteiner Gewächs, und Michael Kneißl, unser Pfarrer, durften im Juli 40 Jahre priesterlichen Dienst mit uns feiern. Das ist ein starkes Zeugnis, lieber Michael, dass du nun nicht sagst: „Etz langts. 40 Jahre sind eine heilige Zeit. Sollen nun andere weiter ackern.“ Du hast uns im Sommer – was man sonst nur bei Fernsehpfarrern sieht – zu einer wunderbaren Fiesta geladen und alles spendiert.

Wir waren glücklich, dass du nach einem Schwächeanfall wieder mit uns feiern konntest. Am Fest mit deinen Gästen konnte man sehen, wie viel Freundschaft, Beziehung, Ermutigung gewachsen ist durch dich. Mit über 100 Glaubens-Schätzen wollten wir Wendelsteiner dir eine Freude machen und dir etwas zurück geben, dankbar für all das Gute, das du hier wirkst. Moni und Michael Fass haben uns in ihrer Predigt ermutigt, das Gleichnis vom Sämann ernst zu nehmen und uns darauf zu verlassen, dass die Saat vielfältig aufgeht, wo auch immer. Wenn ich anderswo von meiner Gemeinde erzähle, beneidet man mich. Wo gibt es das noch, dass eine Pfarrei ein so starkes, engagiertes Pastoralteam hat? Ich sage froh „danke“ an Gabi Zucker, Moni Fass, Ralf Kerber und Bernhard Kroll. Danke an eure guten Gaben von Zeit, Liebe und Zugewandtsein! Danke für das Hegen und Pflegen auch von kleinen Bäumchen wie dem „Guten-Abend-Gebet“, liebe Gabi. Das tut uns einfach gut.

Danke an alle, die treu da sind: die Ministrantinnen, Martina Deimann, starke Frau am Altar, Bogdan Urban, Mann für alles, die begnadeten Musici Hermann Lahm, Familie Schuh, Norbert Weschta. Danke! — Es gibt nicht mehr so viele Pfarreien, in denen die Gruppen und Gremien weitermachen, mit Lust und Freude! – Ich sage danke an Cornelia Griesbeck mit ihrer Krabbelgruppe, an die KAB und ihrem schwungvollen Vorstand, die tatkräftigen Pfadis, den engagierten Förderverein, den großen Seniorenkreis mit neuem Team und neuem Schwung! Ich höre von anderen Gemeinden, dass man stolz ist, wenn die Senioren sich einmal im Monat treffen, bei uns kommen sie jede Woche zusammen. Das freut mich sehr! Es darf auch sein, dass jemand sein Ehrenamt nach langen Jahren nicht mehr schafft. Das ist vollkommen ok! In St. Nikolaus geht es nicht um Leistung, sondern um geteiltes Leben.

Ich freue mich natürlich, dass an unserem Baum immer wieder neue Blüten aufblühen: Da schenkt einer den Pfadis ein Grundstück mit alten Bäumen! Da rührt sich jemand und macht neu mit beim Seniorenkreis, da meldet sich einer und packt bei der EINEN WELT neu mit an. So geht es! So geht es weiter. Unser Licht durchfluteter Ehrenamtlichen-Nachmittag im Januar 2023 war eine große Runde und ich freue mich auf die Begegnung in 2024.

Ich danke all den engagierten Pfarrgemeinderäten. Wir haben uns rein gehängt im PGR. Haben An- teil genommen am Synodalen Weg und uns in einem Interview in der Kirchenzeitung positioniert. Wir sind aufgefallen in der Ökumene mit dem außergewöhnlichen Fronleichnams-Altar vor St. Georg mit dem Kirchentagsmotto „Jetzt ist die Zeit“, ein Statement. Wir hatten Gäste aus aller Welt, zuletzt Padre Marco Gómez aus Panama von der Adveniat-Aktion. Wir sind Schwester Birgit Weiler in Peru solidarisch verbunden. Sei es in Lima, sei es in Wendelstein, jeder möge an seinem Ort „beten und arbeiten“ für die Kirche auf der ganzen Welt.

Wir sollen ein Pastoralkonzept schreiben. Was wird die Zukunft uns bringen als Gemeinde im Bis- tum Eichstätt? Eine schwere Aufgabe. Wir haben Sie/Euch befragt, was euch wichtig ist. Stellen Sie sich vor, diese Gebäude würde geschlossen? Was würde Ihnen fehlen? Für mich wäre das eine schmerzliche Vorstellung. Hier ist ein Ort, wo wir gemeinsam aufstehen gegen Hoffnungslosigkeit und Hass. Gern bin ich bereit, bin weiter da, lege dazu, was ich kann, und lege IHM hin, was meine Kräfte übersteigt. In dieser Haltung vertraue ich ihm den nächsten Jahresring an: „Legen wir das Gestern und das Morgen in Gottes Hand! Er lasse wachsen, was jetzt gesät ist, und er segne, was vor uns liegt.“

Zu Neujahr: Lesung aus dem Buch des Propheten Jeremia. 

So spricht der Gott, der HERR:
Ohne Segen der Mensch, der nur auf Menschen vertraut,
allein auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn. Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht;
er bleibt auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt. 

Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist.
Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, und der am Bach seine Wurzeln ausstreckt:
Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün;

auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte.  

Silvestergedanken

Diese Bau-Anleitung für die Gemeinde Jesu hat uns begleitet in der Vorbereitung auf die 60ste Wiederkehr der Errichtung unserer Kirche St. Nikolaus – und soll unser Geleitwort sein am Ausklang dieses Jahres. — Das eine, das sind die äußeren Rahmenbedingungen für eine Gemeinschaft: Platz muss sein – offen und einladend, ein Dach überm Kopf und Wände, die uns schützen und Raum bieten: Gotteshaus, Vereinshaus, Jugendhaus, Kinder(t)raum – und dann, entscheidend: Kirche als ein Miteinander und Füreinander von Menschen in Beziehung zu Gott, genährt von seinem Wort, seinen Gaben, auferbaut und geführt durch seine hl. Geistkraft – dafür die biblische Konstruktionsanweisung: ein fester Grund ist im Glauben gelegt: Jesus Christus, sein Evangelium, sein Leben und Handeln, sein Zeugnis vom Erbarmen Gottes bis ans Ende am Holz des Kreuzes, seine Präsenz als Auferstandener im Licht Gottes und an deiner und meiner Seite. 

Und wie in ihm, dem Messias, sucht der geheimnisvolle und nahe Gott auch in dir Raum: du selber als SEINE lebendige Adresse in dieser Welt: „Wisst ihr nicht, dass ihr selbst Gottes Tempel seid und er in euch Wohnung nimmt?“ Also, ER selber steht gleichsam unsichtbar mit drauf auf dem Namensschild an deiner Haustür und ist mitzudenken bei deinen Identitäts- Daten auf deinen Ausweisen und Karten. 

Damit uns das bewusst wird und sich uns einprägt, gibt es sichtbare Zeichen, sacramenta, die uns mit allen Sinnen diese Zugehörigkeit zu IHM und untereinander erfahren und spüren lassen mit Leib und Seele: das Grund-Sakrament der hl. Taufe: 27 ganz junge und größere Kinder durften wir so aufnehmen in die Weggemeinschaft des Volkes Gottes. 23 Kinder haben sich in der Feierlichen Kommunion an den Tisch Jesu einladen lassen. 20 Jugendliche empfingen am 13. Mai das Glaubenszeichen der hl. Firmung, also der Stärkung und Ermutigung. 6 Brautpaare unserer Pfarrei haben heuer ihren Bund des Lebens unter Gottes Segen gestellt. 46 Menschenkinder – das jüngste 2 Wochen, die älteste 99 Jahre – haben wir mit Gebet und Segen verabschiedet aus dieser Welt, hinüber in Gottes großes Leben. 49 Mit- christen haben im Standesamt ihren Austritt aus der Kirche erklärt – was das für uns als Pfarrgemeinden bedeutet, wenn es so weitergeht, weiß ich nicht so genau – sollten wir auf ein anderes Finanzierungssystem umsteigen – oder vielleicht ‚ganz frech‘ vorschlagen, die kirchl. Feiertage, die uns derzeit schöne Atempausen bescheren, aus dem staatlichen Ka- lender herauszunehmen, denn wir als mittelweile Minderheit wollen doch der Mehrheit im Land nicht unsere Traditionen „überstülpen“… Vielleicht gäbs da bei den Leuten doch ein „Luft-anhalten“, tieferes Nachdenken… 

Aber bitte kein lamento, kein Gejammere – seit Jahr und Tag schreibt bzw. sendet mir Maria Hartl, eine treue Seele, jeden Monat Geistreiches und Humorvolles – so z. B. folgende Sequenz:

10 kleine Christenmenschen sich des Glaubens freun’n / doch einem gefiel die Predigt nicht, da waren ’s nur noch

9 kleine Christen hatten alles treu gemacht, der eine hat die Lust verlor’n, da waren’s nur noch

8 kleine Christen hörten was vom „Nächsten lieben“, der eine fand das viel zu schwer, da waren’s nur noch

7 kleine Christenmenschen machte Beten ganz perplex, doch einer sagt: „ich mag nicht mehr“, da waren’s nur noch 6

6 kleine Christen meinten: „die Kirch hat alle Trümpf“, der eine war dann sehr enttäuscht, da waren’s nur noch 5

5 kleine Christenmenschen, die war’n der Kirche Zier, doch einer fühlt sich nicht geehrt, da waren ’s nur noch 4

4 kleine Christen, die waren echt und treu, doch einer schafft das Tempo nicht, da waren’s nur noch 3

3 kleine Christen waren immer noch dabei, doch ei- ner fand die Schar, zu klein, da waren’s nur noch 2

2 kleine Christen – ein Ende? Jedoch nein! Wenn alle Neune laufen geh’n, Gott lässt ihn nicht allein!

1 kleiner Christ holt seinen Freund herbei, und der ging mit ihm in die Kirch, da waren’s wieder 2

2 aktive Christenmenschen machte es Plaisier, jeder nahm noch einen mit, da waren’s wieder 4

4 überzeugte Christen, die glaubten Tag und Nacht, das wirkte sehr ansteckend, da waren’s wieder 8

Noch zwei dabei, und man wird seh’n, / wenn du und ich mitmachen willst, dann sind es wieder 10!

„Jeder soll achten, wie er Gemeinde Jesu weiterbaut: ob mit Gold und Silber“ – damit sind wir äußerlich besehen in St. Nikolaus nicht übermäßig ausgestattet, das ist o.k., aber wir stehen von Hab und Gut her auf solidem Boden; danke vielmals für das überwiesene Kirchgeld, für Spenden und Gaben freien Herzens, vor Ort und zu Gunsten der Caritas und hinaus in die Weltweite – das Konto weltweit ist das mit den besten Zinsen, den ewigkeits-wertigen;

in einem Segenszuspruch heißt es: „Seid in der Welt hilfsbereit zu den Armen und Bedrängten, damit sie euch einst in den himmlischen Wohnungen empfangen“ – ich selber erhoffe dort ein zahlreiches Empfangsspalier…

Leeres Stroh und nur trockenes Heu wollen wir nicht dreschen in der Verkündigung, sondern seine Botschaft soll Hand und Fuß bekommen und immer wieder in Gleichnissen und Sinnbildern gedeutet, ausgedrückt werden – so wie jetzt in den letzten Wochen – mit Wurzel, Baum, Holz… Was ich mit-nehme: Vom Forstdirektor des Reichswaldes: dass es gilt, den Baumbestand umzubauen auf Sorten, die Trockenperioden überstehen: also keine Flachwurzler, sondern Pfahlwurzler werden, Menschen mit Tiefgang, mich gründen in SEINER Gegenwart… Vom Zimmermann die Erinnerung, dass für uns Christen beides zusammengehört: Mund-werk und Hand-werk, also sich austauschen, sprechen von Gott und zu ihm, das Wort lebendig halten – nicht als frommen Spruch nur – es vielmehr übersetzen ins alltägliche Tagewerk, mit Hand-an-legen, einander behilflich und dienstbar sein. Vom Gartenbaumeister seine Einstellung: „Wir lieben unsere Pflanzen. Wir freuen uns, wenn aus kleinen Sämlingen oder Stecklingen schöne, gesunde und kräftige Pflanzen werden, die gut behütet aufwachsen“ – Das gilt auch für die kleinen Sprösslinge im Kindergarten und alle größeren auf dem Erdreich unserer Pfarrgemeinde. Und vom Holzbildhauermeister den Hinweis, dass in einem Stück Holz sich schon etwas „verbirgt“ -wie auch in uns selbst-, das dann zum Vorschein kommen will – wir, geschaffen nach SEINEM Bild und Gleichnis…

Und manches fügt sich dann an solch eine Symbol-Galerie an – wie diese Weihnachtskarte einer Bekannten, gestaltet mit dem Bild eines Baumes; da heißt es: „An diesem Weihnach- ten will ich in meinem Herzen einen Baum aufstellen, ohne Schmuck daran zu hängen. Dafür die Namen all meiner Lieben, meiner Bekannten und Freundinnen aus nah und fern, von jetzt und von vergangenen Zeiten. Einen inneren Baum mit langen weiten Zweigen, dass viele darin Platz finden – um mit ihnen Frieden und Zuversicht zu empfangen von IHM, der uns grünen und reifen lässt.“ – Gott sei Dank. Amen. 

Ökumenische Jahresabschlussfeier am Alten Rathaus in Wendelstein

____________________________
________________

Zu Neujahr: Lesung aus dem Buch des Propheten Jeremia. 

So spricht der Gott, der HERR:
Ohne Segen der Mensch, der nur auf Menschen vertraut,
allein auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn.
Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht;
er bleibt auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt. 

Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist.
Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, und der am Bach seine Wurzeln ausstreckt:
Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün;
auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte. 

Gedanken an Neujahr

So, das wäre geschafft, denk ich mir, wenn eine Sache überstanden ist, ein Vorhaben einigermaßen gelungen über die Bühne gegangen und eine Aufgabe erfüllt ist, wenn ich ein Stück auf meinem Weg hinter mich gebracht hab‘. Gestern abend, heute Nacht so ein Übergang, Ausklang eines Jahres, Abschied von Gewesenem, wieder ein Abschnitt meines Werdegangs in dieser Welt ist beendet. Aus, Ende, amen heißt eine Redewendung; es ist gelaufen. Heute beginnen wir eine neue Etappe unseres Lebensweges. Beides begehen wir mit guten Wünschen, mit Gebet: ‚Mit Gott fang an – mit Gott hör auf: das ist der schönste Lebenslauf‘. IHM sagen wir unser Ja und Amen. Amen: da haben wir dieses Wort wieder – als Schlusswort des Betens. Allerdings da nicht im Sinn von abgehakt, erledigt; sondern in der Bedeutung, die es von seinem Ursprung -aus der biblischen Sprache hebräisch her- hat. Amen -nicht einfach nur (so habs ich in Reli mal gelernt): So soll es sein, so ist es; vielmehr: Amen von Emuna => Vertrauen fassen, mich fest-machen; ich glaube fest an DICH, ich traue DIR. Beispiele dafür: * Ein Wanderhirte schlägt sein Lager auf, das Zelt wird aufgebaut, die Stricke zurrt er fest, verankert die Pflocken dafür tief im Boden…und das heißt dann: Er macht mit seiner Zeltbehausung Emuna – Amen, damit’s ihn mit dem Dach überm Kopf nicht gleich wegträgt, wenn der Wind, die Stürme des Lebens heranbrausen… * Oder: Ein Fischer kehrt mit seinem Boot vom Fang auf dem See ans Ufer zurück; mit einem kräftigen Seil, einem Tau befestigt er sein Wasserfahrzeug an der Anlegestelle, damit es nicht von den Wellen und Wo- gen über Nacht fortgetrieben wird. Er macht mit seinem Boot Emuna – Amen. * Und: Die Leute in Israel hatten bei diesem Wort auch das Bild eines Baumes vor Augen; der streckt seine Wurzeln ins Erdreich, sucht Stand und Halt im Untergrund; um mit seinem Stamm, seiner Krone hoch und weit hinauswachsen zu können, muss er gut gegründet sein – der Baum macht Emuna – Amen. Ja und Amen sagen zu Gott, mit meinem Mund, in meinem Inneren, jetzt in dieser Stunde, immer wieder auf meinem Weg, auf mich festzumachen -mit all meinem Auf und Ab- bei dem, von dem ich das Leben empfangen habe und der die Kraft hat, mein Leben zu bewahren für immer – „gesegnet der Mensch, der auf den Herrn vertraut – er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt.“ 

Immer wieder kommen in die Pfarrämter Anfragen von Leuten, die sich für ihre Vorfahren interessieren: Wo komm ich her, von wo stamme ich ab… Und da sind die alten Kirchenbücher dienlich, in denen wichtige Stationen eingetragen sind, die Taufe, Firmung/Konfirmation, die Hochzeit, der Heimgang: wer gehört zu uns, wo sind die Wurzeln unserer Familie, meiner eigenen Lebensgeschichte; Menschen erstellen einen Stammbaum. Da sehen wir wieder dieses Bild – mein Leben wie ein Baum. In Gottes Namen – Amen sagen – von IHM komm ich her; dass er Ja und Amen gesagt hat zu mir: ‚Dich MenschenKind ruf ich ins Leben!‘ – Das ist meine eigentliche Herkunft, im Erdreich SEINER Treue bin ich in diese Welt gepflanzt, darf wachsen, mich entfalten im Licht seines Himmels. 

„Ohne Segen der Mensch, der nur auf Menschen sich stützt“ – ohne Menschen vor mir und an meiner Seite kann ich gar nicht leben, aber wenn ich abhängig bin -wohl oder übel- nur von dem, was andere mir zutrauen -oder nicht-, was und wie sie über mich denken, wenn mein Wert und meine Würde nur von dem her taxiert würde, wie andere mich einschätzen, gelten lassen – oder nicht- das könnte schlimm werden. Mit all dem, was mein Leben ausmacht, Höhen und Tiefen, Gelingen und auch Scheitern mich anvertrauen dem, der mich trägt und hält und aus-hält in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und in Krankheit, auf meinem Weg und an meinem En- de. Amen sagen zu Gott – nicht unbedingt so, wies oft in der Kirche klingt, wenn ich der Gemeinde ein Gebet vorspreche „jetzt und in Ewigkeit“ und dann kommt das Amen zurück, a bissl lustlos manchmal, sehr gewohnt, weil ma‘ halt so sagt. Ab und zu erleb ichs, wenn kleine Kinder dabei sind, dass eins von denen -mitten in die feierliche Gesetztheit der Erwachsenen- ungeniert und lebhaft sein Amen rausruft, unüberhörbar – und da ein Schmunzeln, ein „Lacherer“ bei den großen Leuten (was in der Kirche nicht so häufig passiert), die Gesichtszüge „entgleisen“ vor Freude – so ein ‚Amen riskieren vor Gott‘, denk ich mir, das wärs -aus‘m Herzen raus, ohne falsche Scheu, so wie mir zumute ist. Mit dem, was mir aus der Zeit hinter mir nachgeht, mit dem, was mich dankbar stimmt, mit dem und jenem Schweren vielleicht. 

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Ding ziehn…“ – Dieses Wort des Dichters Rainer Maria Rilke ist mir gekommen beim Blick auf das Sinnbild des Baumes, einer Baumscheibe. Das Spiel von breit und schmal, den ich an den Jahresringen entdecke, das gibts auch in mir drin, Erfahrungen von Freud und Leid… Und weiter: Jede und jeder von uns hat ein eigenes Profil, Stärken und Schwächen, natürlich auch Eigenarten, knorrige Stellen…Wie meine Wachstumslinien laufen, liegt ja auch an vielen Bedingungen, ob sie eher förderlich sind oder wachstumshemmend… Wie ist das Milieu, in dem mein Lebensbaum seinen Standort hat, die atmosphärische Lage in meinem Lebensumfeld, im privaten, im beruflichen Sektor, gibts da andere, die uns viel Licht und Luft wegnehmen, oder kann ich viele Nährstoffe aufnehmen, aus der Freundschaft, aus der Zuneigung, dem Wohlwollen, das mir geschenkt wird, / das ich anderen entgegenbringe – oder stehe ich zuzeiten im sauren Regen des Misstrauens, der Ablehnung…

Gesegnet der Mensch – er hat nichts zu fürchten, auch wenn Hitze kommt, ungünstiges Klima, seine Blätter bleiben grün. Das erbitten wir beim Aufbruch in ein Neues Jahr: dass du gesegnet bist, dass du die Kräfte spüren kannst, die das Leben tragen, meist leise, aber stark „aus der Tiefe“ und „von innen heraus“, dass die Hoffnung grünt, dass du es wagst, dich auszustrecken (deshalb manchmal gern neben dem Hände falten beim Beten auch das Hände öffnen, zugewandt und einladend zugleich), die Wurzeln deines Lebens einzusenken in Gottes Gegenwart.

Das wird nicht heißen, dass ich als gesegneter Mensch immer ein erfolgreicher Mensch bin, dem alles glatt geht, wo es dauernd Früchte zu ernten gibt, der über all „g‘schlichen durchkommt“, der immer auf der Höhe ist – du brauchst Dir ja nur einmal die Bäume anschauen – viele sind nicht kerzengerade, sind zerzaust, haben diese und jene Scharte abbekommen, stehen ein wenig schräg in der Landschaft. Aber ehrlich gesagt, gerade diese Bäume fallen mir öfters ins Auge, die find ich schön, mindestens genauso wie die Null-acht-fuchzehn-Ausgaben, künstlich in Reih und Glied getrimmt in einer Schonung.

Ich schließe mit Worten des ev. Gottsuchers Jörg Zink selig:

Was ich dir wünsche? Nicht, dass du ein Mensch seist, rechtwinklig an Leib und Seele, glatt und senkrecht wie eine Pappel oder elegant wie eine Zypresse. Aber das wünsche ich dir, dass du mit allem, was krumm und unfertig ist an dir, an einem guten Platz leben darfst, im Licht des Himmels. Nicht, dass du der schönste Baum bist, der auf Erden steht, nicht, dass du jahraus, jahrein leuchtest von Blüten an jedem Zweig. Aber dass dann und wann etwas Schönes gelingt, ein Wort der Liebe ein Herz findet, das wünsche ich dir.

Fotos: M.Kneißl, K.Sailer