Nach zehn Jahren: Abschied von Schwanstetten

Als Schwestern in kleinen Gemeinschaften mitten unter den Leuten in Freud und Leid des Lebens, in Kooperation mit den Seelsorgern der Gemeinde – so wurde auf Initiative des Pirmasenser Pfarrer Paul Josef Nardini 1857 der Orden der „Armen Franziskanerinnen von der Hl. Familie“ gegründet – heute meist als „Mallersdorfer Schwestern“ bekannt nach dem Ort des Mutterhauses in Niederbayern.

Auf die Anfrage von Pfr. Tobias Scholz hatte die Ordensgemeinschaft vor zehn Jahren eine neue „Niederlassung“ in Schwanstetten gewagt. Mit Sr. Elma und Sr. Angelinde hatte sich Sr. Carmina – mit ‚bürgerlichem Namen‘ Irene Unterburger – für dieses Projekt gemeldet. Jetzt im August nimmt sie – als „Übriggebliebene“ Abschied und übernimmt auf Anweisung der Ordensleitung eine Aufgabe in Regensburg.

Vor dem Aufbruch habe ich ihr ein paar Fragen gestellt:

Schwester Carmina, nach zehn Jahren führt Dich der Weg aus unseren Gefilden weiter. Wie kam es damals dazu, für Dich persönlich, dass Du nach Schwanstetten übergesiedelt bist?

Nun ja, damals hatte ich stark den Wunsch, in einer kleinen Kommunität, nah bei den Menschen zu sein – so wie unser Gründer Paul Josef Nardini – Leben und Glauben teilen. Parallel suchte die Pfarrei Schwestern, die hier in Schwanstetten in einer „kleinen geistlichen Zelle“ mitten unter den Menschen leben und ansprechbar sind in vielfältigen Anliegen. Ein Brückenschlag!

Noch weiter zurück: Was hat Dich bewogen, Dich einer franziskanischen Gemeinschaft anzuschließen?

Ein Beweggrund ist die innere und äußere Beweglichkeit, das heißt für mich: nicht aufhören in der Spurensuche des Evangeliums und offen bleiben für neue Wege; also Zelte abbrechen und Neuland betreten. Ich spüre jetzt sehr wohl, dass es mir nicht mehr so leicht fällt wie in jungen Jahren, doch bin ich dankbar für die Unterstützung der Weggefährtinnen aus meiner Gemeinschaft.

Du bist – mit fast 62 Jahren – in der „jüngeren Gruppe“ Eurer Gemeinschaft – „bedrückt“ Dich das…?

Manchmal ein wenig, wenn ich auf meinen Weg mit vielen lebendigen, begeisterten Mitschwestern zurückblicke.

Doch es ist besser, nach vorne zu schauen, deswegen haben wir vor zwei Jahren in unserer Ordensgemeinschaft eine Zukunftsgruppe ins Leben gerufen, die sich regelmäßig trifft und wieder neu herausfinden möchte, was unser Auftrag heute und morgen ist – das macht Freude und Mut und beflügelt.

Welches Erlebnis „leuchtet nach“ aus den letzten Jahren in die kommende Zeit…?

Ein Gottesdienst in unserer Kirche in Schwand, an einem Werktag – damals noch mit mehr Gläubigen – als plötzlich ein dementer Mann aus der Nachbarschaft den Altarraum betritt und sich neben den Priester und mich setzt – so wie in früheren Zeiten, als er noch Ministrant war. Seine strahlenden Augen werde ich nicht vergessen – sie leuchten nach…

Was möchtest Du uns hier als „Kirche vor Ort“ für den weiteren Weg mitgeben?

Bleibt offen für Überraschungen

Zu-guter-letzt: ein biblisches Wort, eine geistliche Weisung, die Dir ganz wichtig ist…:

Mein biblisches Wort steht bei Matthäus 28, 20b: „…und siehe, ICH bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ – Ein schwer erziehbares Mädchen, das ich vor über 35 Jahren ins Leben begleiten durfte, hat mir dieses Wort – ihren Konfirmationsspruch – „geschenkt“. Stark finde ich die Erfahrung der jungen Frau, die sich von ihrer Kirche abgewandt hat, dass sie diesen JESUS trotz großer Schwierigkeiten als Mitgehenden erfahren darf. Das berührt und begeistert mich!

 Aufrichtig danken wir Sr. Carmina für ihre Präsenz bei uns, für alles, was sie mit uns an Leben und Glauben geteilt – wir sagen Vergelts Gott für ihr Hier-sein und So-sein und für die „geistliche Ernte“ dieser Jahre, was an „Frucht gewachsen“ ist. Mit dem Gruß des Franz von Assisi „pace e bene – Frieden und Gutes“ wünschen wir ihr Gottes Segen für den weiteren Lebensweg. Regensburg ist ja nicht aus der Welt – und die Verbindung in Gebet und herzlichen Gedanken geht schneller als „WhatsApp“…

 michael kneißl