„Mein Kleidungsstück für Jesus“ – Gedanken zum Palmsonntag

„Mein Kleidungsstück für Jesus“ – Gedanken zum Palmsonntag 

von Pastoralpraktikantin Tabea Kett

 „Sie brachten das Eselsfohlen zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus…“

Kleidung… Neben der Haarfarbe gehört Kleidung zu den ersten Dingen, die wir an einem Menschen wahrnehmen, wenn wir ihn sehen. Egal, ob er nur an uns vorbeiläuft oder auf uns zu. Sie sagt etwas über uns aus und je nachdem, was wir tragen, werden wir zum Teil auch anders behandelt. Einem Mann in seinem gebügelten Anzug begegnen viele Menschen anders als einem, dessen Kleidung schmutzig und voller Löcher ist. Bei uns in Deutschland gibt es sogar ein Sprichwort dafür, denn schon der Volksmund sagt: „Kleider machen Leute“. Auf ein schönes Kleidungsstück, für das man vielleicht auch schon einmal ein Kompliment bekommen hat, passt man auf. Man zieht es an, wenn man ins Restaurant geht oder sich mit Freunden trifft, aber nicht, wenn man im Garten arbeitet oder eine Wand neu streichen muss.

Aber mit Jesus ist alles anders. Als die Menschen hören, dass er in die Stadt kommt, wollen sie ihn begrüßen. Aber wie? Heute würden wir einen roten Teppich ausrollen. Das hatten die Menschen damals nicht. Sie haben sich etwas anderes überlegt. Die einen haben schöne Palmwedel abgeschnitten, damit gewunken und Jesus zugejubelt. Die anderen haben die Palmwedel und ihre Kleidungsstücke auf den Weg gelegt, damit Jesus darüber reiten konnte. Und das, obwohl die Menschen damals nicht wie manche von uns heute einen vollen Kleiderschrank hatten. Sie hatten oft nur ganz wenige Kleidungsstücke. Die waren dann genauso wertvoll oder sogar noch wertvoller für sie als für dich dein coolstes und schönstes Lieblingskleidungsstück aus deinem Schrank. Und jetzt stell dir vor, du nimmst jetzt dieses Lieblingskleidungsstück, damit jemand mit seinem Esel darüber reiten kann. Was für ein toller Mensch, was für ein Held muss das sein, dass du so etwas machst? So ein Esel hat kann ja doch ziemlich dreckige Hufe haben.

Aber jeder gibt, was er hat und was er kann. Ein Baby hat nur seine Windeln, die es anbieten kann. Windeln, wie sie auch Jesus in der Krippe getragen hat. 

Was kann ein Kleinkind geben? Vielleicht seine Strampelhose. Da ist man drin eingepackt und es kann nichts verrutschen. So ist das auch mit der Liebe Gottes. Wir können strampeln und schreien und uns auf den Boden werfen – und er hat uns trotzdem lieb. Durch alle Trotzanfälle hindurch. 

Und was ist mit Kindern und Jugendlichen? Heute wäre es vielleicht das T-Shirt vom eigenen Sportverein, oder vielleicht auch vom FCN? Ein T-Shirt, wo auch der eigene Name manchmal draufsteht. Das wertvoll ist, es zeigt, für welches Team man ist. Wenn so etwas dann den Abdruck eines Eselhufes darauf hat? Was bedeutet das dann? Vielleicht, dass wir zu allererst im Team Jesus Christus sind. Dass wir ihn anfeuern, sogar noch mehr als jeden Verein. 

Vielleicht wäre es aber auch ein Pfadfinderhemd. Würde ein Pfadfinder Jesus über sein Hemd drüber reiten lassen? Ich glaube schon, denn bei Pfadfindern geht es um Gemeinschaft. Und auch darum, füreinander da zu sein.   

Und nicht nur etwas für sich zu machen, sondern auch zu geben. Ob es nun die Konstruktion eines beeindruckenden Osterfeuers in der Osternacht ist oder eben das eigene Hemd.

Was ist mit einer Mama oder einem Papa? Die könnten zum Beispiel eine Schürze geben. So etwas gab es auch schon zur Zeit Jesu. Damals haben das die Diener angehabt. Und auch heute bedeutet eine Schürze oft dienen. Denn der oder die Köchin zu Hause kocht ja oft nicht nur für sich alleine, sondern für die ganze Familie. Durch das Niederlegen der Schürze kann man sagen: Jesus, ich will dir dienen. Wenn ich jemanden sehe, der Hilfe braucht, will ich ihm in deinem Namen helfen und für ihn da sein. Ob das nun in Form von Kochen ist, oder über die Straße helfen, oder im Gebet oder durch das, was ich gut kann.

Was ist mit jemandem, der auf dem Weg zur Arbeit ist? Der hat vielleicht schon seinen Blaumann an oder was man damals zur Arbeit so getragen hat.

So etwas ist sehr wertvoll, denn ohne kann man nicht arbeiten und dann auch kein Geld verdienen. Und wie heißt es so schön? „Ohne Moos nix los“. Seinen Blaumann vor Jesus zu legen, heißt damit: Du bist mir wichtiger als Geld. Also auch wichtiger als Handys, Computer oder auch Essen. Ein mächtiges Zeichen.

Alle Menschen damals hatten außerdem einen Mantel. Der war noch wertvoller als die normale Kleidung, weil man hatte noch keine Heizungen. Nachts ist es oft sehr sehr kalt geworden und ohne Mantel hat man jämmerlich gefroren. Und jeder, der schon mal schlimm gefroren hat, weiß, wie das ist. Besonders, wenn man danach nicht in ein warmes Haus gehen, sich in eine Decke wickeln und ein heißes Getränk trinken kann. Stell dir vor, du nimmst diesen Mantel und legst ihn auf den Weg, damit Jesus darüber reiten kann. Er könnte ja dabei kaputt gehen oder geklaut werden. Da braucht man richtig Mut, um das zu machen.Vielleicht haben manche Menschen schon ein schwarzes Tuch auf den Weg gelegt. Weil sie schon befürchtet haben, was passieren wird. Oder weil sie selbst vor etwas Angst hatten und Jesus diese Angst vor die Füße gelegt haben. Wie auch wir es machen dürfen. Wir dürfen alles, was uns Angst macht, zu Jesus bringen und ihm vor die Füße legen.

Und nun meine Frage an dich: Wenn Jesus heute auf diesem Esel, den du schon gesehen und vielleicht sogar gestreichelt hast, in Rednitzhembach, Schwanstetten oder Wendelstein einziehen würde, was würdest du ihm auf den Weg legen? Welches Kleiderstück würdest du wählen? Und warum? 

Jesus, lass uns nicht vergessen, wie wertvoll und teuer du uns bist. Halte Einzug in unser Leben und lass uns dir alles zu Füßen legen. Damit du bei uns bist in allem Auf und Ab, im Leben und im Sterben und über die letzte Grenze hinüber.

 

(Fotos: M.Kneißl, K.Sailer)


Fürbittgebet:

Jesus, der du uns dein ganzes Leben geschenkt hast und dem wir alles zu Füßen legen dürfen, dich wollen bitten: 

Du warst da, als alles Leben auf dieser Welt geschaffen wurde. Hilf uns, alles Leben auf dieser Welt, vom Esel bis zum Fisch im Meer, verantwortungsvoll zu behandeln und ihren Lebensraum nicht kaputt zu machen. Christus, höre uns. 

Du hast alle Kinder zu dir kommen lassen. Hilf uns, allen Kindern auf dieser Welt ein sicheres Aufwachsen und eine Kindheit zu ermöglichen. Gib uns die Kraft, bei Ungerechtigkeit aufzustehen und Veränderung zu fordern. Christus, höre uns.

Die Menschen haben dir zugejubelt. Gib auch uns den Mut, dass auch wir deine Fans werden, dass wir dir zujubeln und deine Fanartikel, also Nächstenliebe, Demut und aufrichtiges Erbarmen, jeden Tag stolz tragen. Christus, höre uns.

Du hast den Weg des Leidens auf dich genommen. Sei bei allen, die krank sind oder Schmerzen haben und gib ihnen das Gefühl, dass sie da nicht alleine durchmüssen. Christus, höre uns.

Du bist für uns sogar in die Totenwelt hinabgestiegen. Nimm alle, die schon gestorben sind, bei dir auf und lass sie bei dir Frieden finden. Christus, höre uns.

Herr, diese und alle anderen Bitten, die wir in unserem Herzen tragen, bringen wir vor dich. Nimm sie in deiner Güte an und lass sie bei dir Erfüllung finden. Amen.