KAB-Studienreise nach Straßburg vom 09.06. – 12.06.2025
„Europa gestalten – wir sind dabei!“
Warum nicht mal hinter die Kulissen des Europäischen Parlaments blicken? Um dieser Frage nachzugehen, machten sich am Pfingstmontag siebenunddreißig Interessierte mit großer Vorfreude auf den Weg nach Straßburg.
Ein erster Zwischenhalt erfolgte an der Autobahnkirche St. Christophorus Baden-Baden. Das 1978 geweihte, pyramidenförmige Gotteshaus wirkt wie ein großes, beschützendes Zelt. Den Blickfang bilden die umlaufenden Fensterwände, die abwechselnd Szenen aus dem Leben Jesu und der Apokalypse zeigen.
Nach der Besichtigung der Kirche und dem Segen für eine gute Reise gab es auf dem, durch hohe Bäume beschatteten Vorplatz, eine Stärkung des Leibes durch eine ausgiebige Brotzeit.
So waren wir alle gut gerüstet für die Weiterfahrt nach Kehl, wo wir unseren Gästeführer aufnahmen. Über die Europabrücke querten wir den Rhein und erreichten in wenigen Minuten Straßburg, die Hauptstadt des Elsass. Zunächst erkundeten wir die äußeren Bezirke, wie die Neustadt (das Dt. Kaiserviertel von 1870 – 1918), das Europaviertel mit den Gebäuden des Europäischen Parlaments, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sowie dem Europarat und fuhren am Park der Orangerie entlang der „Storchenallee“. Die zahlreichen Bäume, worauf sich auf jedem ein Storchennest mit einer Storchenfamilie befand, boten in dieser Häufigkeit einen ungewöhnlichen Anblick.
Im geführten Stadtrundgang durch die, auf der „Grande ÎIe de Strasbourg“ (Großen Insel) liegenden historische Altstadt, die von zwei Armen des Flusses ILL umschlossen wird, gewannen wir einen sehr guten Eindruck der Vielfalt des seit 1988 zum Weltkulturerbe zählenden Bereichs. Vom Blickfang der Altstadt, dem Münster, führte unser Weg vorbei an dem ehemaligen Bürgerhaus „Maison Kammerzell“ (einem der schönsten Fachwerkhäuser der Spätgotik, heute Hotel/Restaurant), dem barocken „Palais Rohan“ (ehemalige Fürstbischöfliche Residenz, die heute einige Museen beherbergt,) über den „Place Gutenberg“ (Gutenbergplatz) hin zur Evangelischen Kirche St. Thomas mit der Silbermannorgel, auf der bereits Wolfgang Amadeus Mozart und Albert Schweitzer gespielt haben.
Den Abschluss des Rundgangs bildete das „Petite France“ mit seinen vielen Kanälen und gut erhaltenen Fachwerkhäusern.
Der Vormittag des nächsten Tages stand ganz im Zeichen „Europas“, da wir zur Führung im Europäischen Parlament erwartet wurden. Der große, gläserne Rundbau wurde 1999 fertiggestellt und wirkt auf seiner Ostseite ab dem letzten Stockwerk „unfertig“, da dort nur stählerne Streben in den Himmel ragen. Dies soll das System der offene Beziehung nach dem Vorbild einer vereinten Demokratie symbolisieren, die sich lebendig weiterentwickeln soll.
In dem 60m hohen Parlamentsgebäude befinden sich auf 17 Etagen 1.133 Büros. Der Plenarsaal ist ausgestattet mit insgesamt 750 Sitzen. In der aktuellen Wahlperiode sind 720 Abgeordnete aus 27 Nationen unter dem Vorsitz von Roberta Metsola aus Malta, die von 14 Vizepräsidenten unterstützt wird, parlamentarisch tätig. Die Sitzungen finden an vier Tagen im Monat in Straßburg statt. Die Arbeit wird in 22 ständigen Ausschussen vorbereitet, die jeweils für bestimmte politische Bereiche zuständig sind. Die politische Zusammensetzung der Ausschüsse spiegelt die Zusammensetzung des Plenums wieder. Das Europäische Parlament verabschiedet EU-Rechtsvorschriften, bestimmt gemeinsam mit dem Rat über den EU-Haushalt und kontrolliert die Arbeit der Europäischen Kommission und des Rates.
Beeindruckt vom größten Plenarsaal Europas und ausgestattet mit den vielen Informationen durfte ein Gruppenfoto nicht fehlen: natürlich an der Stelle, wo alle offiziellen Pressebilder mit den Vertretern aller Nationen aufgenommen werden – vor den Flaggen der Mitgliedsnationen mit der darüber befindlichen Europaflagge. Hier wir Europa gestaltet und wir sind dabei!
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Nach so viel Politik war erst mal Stärkung in einem traditionellen Restaurant mit typisch Elsässer Gerichten von Nöten, bevor wir uns am Nachmittag auf einen geführten Rundgang in die Kathedrale „Unserer lieben Frau zu Straßburg“ begaben. Das gotische Münster ist mit seiner charakteristischen asymmetrischen Form und nur einem Kirchturm (der Südturm wurde nie gebaut) bis heute das Wahrzeichen der Stadt und des Elsass. Beeindruckend waren nicht nur der wunderschöne Altarraum mit der reich verzierten Kanzel, die Schwalbennestorgel mit den darunter befindlichen beweglichen Figuren (dem Trompeter und dem „Rohraff“) sondern auch die
große Rosette an der Hauptfassade über dem Eingang sowie die astronomische Uhr, die täglich um 12:30 Uhr die verschiedenen Lebensabschnitte und die Parade der Apostel vor Christus präsentiert.
Der darauffolgende Tag führte uns entlang der südlichen Elsässer Weinstraße nach Colmar. Auch hier stand ein gemeinsamer Stadtrundgang auf dem Programm. Das Altstadtbild ist geprägt von Fachwerkhäusern aus dem Mittelalter und der Renaissance. „Der“ Besucher-magnet ist das „Unterlindenmuseum“, ein ehemaliges Dominikanerinnenkloster, in dem der bekannte Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, aus dem 16. Jahrhundert, sowie Gemälde und Skulpturen des späten Mittelalters und der Renaissance, u. a. mit Werken von Cranach dem Älteren und Holbein dem Älteren zu sehen sind.
Neben Petite Venise und dem Gerberviertel gehört das Viertel Fischerstaden zu den schönsten Adressen in Colmar. Es liegt direkt am Flussufer der Lauch und war einst die Heimat der regionalen Fischer. 1706 zerstörte ein großer Brand viele der Gebäude, doch dank detailgetreuer Restaurationen erstrahlen die „alten“ Fachwerkhäuser im neuen Glanz.
Das schön gestaltete Haus Pfister wurde 1537 im Auftrag eines Kaumanns erbaut, der sein Vermögen mit dem Handel von Silber erlangt hat. Mit seinem Eckerker auf zwei Etagen, seiner Holzgalerie, seinem achteckigen Türmchen und seinem Mauerband, das biblische und weltliche Szenen zeigt, ist das Pfisterhaus zu einem der Symbole des alten Colmar geworden.
Auf dem Place de la Cathédrale erhebt sich das Saint-Martin-Münster. Die Stiftskirche gilt als regionales Hauptwerk der gotischen Architektur und beeindruckt mit einem 71 Meter hohen Turm.
Am späten Nachmittag fuhren wir wieder Richtung Kehl. Als Programmpunkt stand dabei noch ein Besuch auf dem Odilienberg (Mont Sainte-Odile) mit dem ehemaligen Kloster Hohenburg an. Das Kloster wurde um 690 von Odilia, einer Tochter des fränkischen Herzogs Eticho, in der Hohenburg errichtet, die ihr von ihrem Vater zu diesem Zweck überlassen worden war. Der Ort wurde bis ins Mittelalter als Frauenkloster genutzt und später nach der heiligen Odilia, der Schutzpatronin des Elsass, benannt. Ihre Reliquien werden seit dem 7. Jh. dort aufbewahrt. Die Konventkirche „Unserer Liebe Frau vom Odilienberg“ wurde 2006 durch Papst Benedikt XVI. zur Basilica minor erhoben. Eine Andacht in der Kirche und ein faszinierender Rundblick vom Odilienberg in die Rheinebene rundeten den Besuch ab.Der abendlichen Ausklang in der Hotel-Lobby durfte an allen Tagen nicht fehlen: hier konnten wir uns zusammenzufinden und bei einem „Absacker“ das Erlebte austauschen.
Am Heimreisetag fuhren wir linksrheinisch durch das nördliche Elsass bis Lauterbourg und von dort weiter nach Speyer. Ein Besuch im Kaiser- und Mariendom, der weltweit größten noch erhaltenen romanischen Kirche, durfte nicht fehlen. Bei einem gemeinsamen Lied konnten wir uns von der klangvollen Akustik dieses schönen Gotteshauses überzeugen. Vorbei am „Domnapf“ (eine große Schale aus Sandstein, die gemäß der Überlieferung nach jeder Neuwahl eines Bischofs für das gesamte Volk mit Wein gefüllt wurde – der Napf fasst ca. 1500l) kehrten wir auf der gegenüberliegenden Seite des Doms in der Brauereigaststätte Domhof zum Mittagessen ein. Anschließend blieb noch Zeit für einen Bummel entlang der Maximilanstraße bis zum Altpörtel (dem westlichen Stadttor), bevor wir uns auf dem Heimweg machten.
Um unseren Reisekreis zu schließen, legten wir noch eine Rast an der Ökumenischen Autobahnkapelle Christophorus Kochertalbrücke ein. Die Christophorus-Kirche gehört zu den jüngsten Autobahnkirchen in Deutschland und wurde 2014 eingeweiht. Die Kapelle hat die Grundform eines Fisches. Schon für die frühen Christen war der Fisch ein Symbol für das Bekenntnis zu ihrem Glauben. Wir sagten Dank für eine glückliche Reise und unsere sichere Heimkehr.
Nach vier Tagen gemeinsamen „Unterwegssein“ kamen wir am späten Abend mit vielen Eindrücken und Erlebnissen in Wendelstein an – Tage, die sicherlich in guter Erinnerung bleiben werden.
Danke für die Weggemeinschaft!
Sylvia Suchy, Organisation und Reiseleitung
(Fotos: Sylvia Suchy / Konrad Sailer)